-- Heimseite
Die Geschichte von Mathias Kneißl, dem "Räuber Kneißl", liest sich wie eine Moritat aus der schlechten, alten Zeit. Dabei ist es gerade einmal hundert Jahre her, daß er hingerichtet wurde.
Mathias Kneißl wurde 1875 in Unterweikertshofen bei München geboren; als er 17 ist, stirbt sein Vater bei einer Festnahme. Dann ist er bei einem Angriff auf einen Polizisten beteiligt und muß für fast 6 Jahre ins Gefängnis. 1899 wird er wieder entlassen (sein jüngerer Bruder ist in der Haft gestorben), verliert durch Polizeischikane seine Arbeit als Schreinergeselle. Im Winter 1900/1 begeht er eine Serie von Raubüberfällen, die in zweifachen Polizistenmord gipfelt, nach monatelanger Jagd wird er schließlich von seiner Freundin verraten. Sein Versteck wird von einem Großaufgebot an Polizisten umstellt, es wird noch einmal Unterstützung angefordert, schließlich wird das Haus unter Dauerfeuer genommen und Kneißl schwer verletzt. Als er wieder genesen ist, wird er zum Tode verurteilt und 1902 in Augsburg guillotiniert -- "zuagricht, hergricht, higricht" kommentierte der Volksmund das Vorgehen der Behörden.
Die Geschichte von Kneißls tragischer Kindheit und Jugend, sein Aufbegehren gegen die Obrigkeit, sein Mut, seine Fähigkeit, sich von der ihm zugewiesenen Rolle als gemeiner Verbrecher zu distanzieren, sein Zugrundegehen am Verrat, haben dazu geführt, daß seine Geschichte in einem Ausmaß verklärt wurde, wie es vergleichbar nur bei König Ludwig II. geschah. Kneißl, ein kleingewachsener und eher unscheinbarer Mann, wurde mystifiziert als "Räuber und Wilderer" Kneißl, als 2. bayerischer Hiasl, als edler Räuber, der von den Reichen nahm und den Armen gab. Dazu hat er selbst gesagt, daß er auf der Flucht gezwungen war, zu stehlen und das Geld zu verteilen, um nicht verraten zu werden. Seine Henker soll er mit "Fangt de Woch wieda guat o" begrüßt haben, aber auch wenn es ihm an Kaltblütigkeit und Wortwitz sicher nicht mangelte -- er wurde an einem Freitag hingerichtet. Belegt ist dafür dieses Zitat aus seinem Gerichtsverfahren:
"Ich kann kein Unrecht leiden. Ich kann mich nicht beugen. Lieber geh ich zugrund."
Heimseite des Räuber Kneißl Netzplatzes. © 1998-2002.
|